Florian vom Flocblog lädt zur Blogparade. Das Thema ist: „Deine Reise ist nicht meine Reise!". Dabei geht es darum zu beschreiben: Wie und weshalb wir reisen, was wir mögen, wie wir unterwegs sind, über wen wir lästern und wen wir bewundern. Welche Reisetypen gibt es und als welchen Reisetype verstehe ich mich? Nach langem Überlegen kam ich zu folgenden Schlüssen:
Eine Reise bedeutet für mich per Definition des Duden das Verlassen des Bekannten um etwas Neues kennenzulernen und sich weiterzubilden.
Eine Reise bedeutet deshalb für mich persönlich, dass man ein Stück weit das alte Leben zurücklässt, um das Fremde zu entdecken.
Deswegen kann ich bei Touristen, die nur wenige Wochen "Urlaub machen", nicht von Reisenden sprechen. Ein Erholungs- bzw. Shoppingurlaub ist für mich noch lange keine Reise.
Das Ergebnis der Reise ist dabei auch immer eine Veränderung des Selbst. Dies kann Weiterbildung und mehr Weltoffenheit sein, aber auch weitere Vorurteile und Ängste zur Folge haben.
Um das Fremde zu entdecken, schätze ich es, wenn ich mich nicht nur in dem Land aufhalte, sondern auch größtenteils wie deren Bewohner lebe. Deswegen reise ich am liebsten in Länder, in denen ich oder mein Mitreisender die Landessprache beherrscht.
Dadurch habe ich die Möglichkeit bessere Einblicke in das Leben der Einheimischen zu bekommen.
Das fängt bei der Unterkunft an: Ich übernachte gerne bei Freunden oder Bekannten in einer Umgebung, wo die meisten Nachbarn Einheimische sind. Sei das in einem Dorf im Nordosten Thailands oder in den Vorstädten Istanbuls.
Auch das Essen genieße ich besonders in lokalen Restaurants, welche nicht von Touristen besucht werden. Das hat den Vorteil, dass man originelle Gerichte zu günstigen Preisen serviert bekommt. Es kann aber auch anstrengend für die Verdauung werden. (Som Dam bringt mich auch nach zwei Jahren immer noch zu Schweißausbrüchen.)
Am liebsten bewege ich mich auf meiner Reise fort, ohne dass ich dabei viele Touristen sehe, sei es per Bus, Bahn oder zu Fuß. Wichtiger als das eigentliche Ziel der Reise ist mir dabei die Anreise.
Desto anstrengender und aufwendiger die Anreise ist, desto mehr kann ich die Ankunft am Reiseziel genießen. Unentdeckte und wenig bereiste Sehenswürdigkeiten reizen mich dabei mehr als weltbekannte Attraktionen, die aber schon von Touristenmassen überrannt sind.
Persönlich bevorzuge ich es etwas Neues, Unverfälschtes und Unbekanntes zu entdecken, um mich so weiterzubilden. Dabei spielt die Schönheit, historische Bedeutung oder Bekanntheit des Reiseziels eher untergeordnet eine Rolle.
Das klingt alles sehr abwertend gegenüber Pauschaltouristen.
Das Phänomen des Lästerns über andere Reisetypen geht dabei einher mit der Meinung die eigene Reiseform ist die überlegenere/bessere.
Ich selbst muss mich auch des Lästerns schuldig erklären. Ob ich über die Hygiene von Backpackern lästere oder das Geld-Verprassen von wohlhabenden Touristen belächele. Reflektiert betrachtet spricht da aber auch mein Neid aus mir.
Das Geld des wohlhabenden Touristen hätte ich natürlich selbst gerne und die Entspanntheit des Backpackers könnte mir auch nicht schaden.
Eine viel wichtigere Unterscheidung als dem oberflächlichen Unterschied von Reisetypen macht Andreas Altmann in seinem Aufsatz "Sind Sie Tourist?" "Nein ich bin Reisender!". Das ist nämlich die innere Einstellung beim Reisen.
Dabei geht es vor allem um Respekt und die Neugier etwas Unbekanntes kennen zu lernen.
Diese Unterscheidung von inneren Reisetypen ist für mich die wirklich wichtige Unterscheidung. Ob man jetzt als wohlhabender Tourist in ein Land kommt und alle Hotelangestellte, Reiseführer und Fahrer höflich und respektvoll behandelt oder eben nicht. Das macht für mich den Unterschied aus.
Ebenso möchte ich auch bei Backpackern unterscheiden. Ist der junge Mann mit dem Rucksack zwei Wochen in der Khao San Road und dann auf der Full Moon Party stets betrunken und "bereist" außer einigen Must-See Attraktionen nur lokale Bars? Oder wurde der Rucksack auch in der Wildnis und in abgelegenen Naturparks getragen?
Dabei finde ich lernt man am meisten bei einer Reise, wenn man sich auf die Leute einlässt. Diese ausreden lässt und interessiert nachfragt (Zugegeben ist dies teilweise schwierig in Ländern mit schwachen Englischkenntnissen).
Wenn man allerdings schon vorher alles und jeden abstempelt, sowie alles besser weiß. Dann hat die Reise von vorneherein keinen Sinn.
Persönlich habe ich auch schon den Fehler gemacht, bin in Krabi gewesen und habe erwartet, dass der schöne Strand und das Meer, sowie die gepriesenen Attraktionen mich jetzt mal gefälligst begeistern sollen.
Allerdings musste ich feststellen, dass ohne Neugier und einem gewissen Eigenaufwand man nur da landet, wo alle anderen auch sind/waren. Das ist dann wenig begeisternd.
Wahre Freude beim Reisen kam bei mir nur dann auf, wenn ich nach längeren Märschen oder durch Zufall etwas Neues entdeckt hatte.
Das Neue zu entdecken, etwas zu lernen und seinen Horizont zu erweitern ist für mich dabei die Leitlinie des Reisens. Wenn man dabei noch Respekt vor Land und Leuten bewahrt, ist es die Reise am Ende auch wirklich wert gewesen.
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Daniel (Dienstag, 01 März 2016 04:43)
Du sagst es. Ohne Begeisterung landet man dort, wo alle landen. Da kann man noch so viele Reiseführer lesen und die "Must-See-Orte" besuchen, am Ende kann ein abgelegener Ort, ein Ausblick oder aber schlicht die Wanderung zur Sehenswürdigkeit X das beste an der Reise gewesen sein.
Und, wie so oft, sind die Dinge am interessantesten, die schief gehen. Machen wir uns nichts vor, es ist doch genauso wichtig, etwas zu erzählen zu haben :P
Meine Eindrücke als Reise-(Veranstalter) habe ich hier nieder geschrieben: http://www.madiba.de/blog/blogparade-reise-typen-deine-reise-ist-nicht-meine-reise/
LG Daniel