Chorstimmen: So erkennst du die unterschiedlichen Stimmlagen

Dein Chor erfüllt eine Vielzahl von wichtigen Funktionen. Als soziale Tätigkeit wirkt dein Chor als ein Ort bei dem unterschiedliche Altersgruppen und Persönlichkeiten zusammenfinden. Die kreative Ausdrucksmöglichkeit in der Musik erlaubt es den Mitgliedern deiner Gesangsgruppe Stress abzubauen, den Alltag zu vergessen und ein Stück Glück zu empfinden.

 

Durch die Auftritte deines Chores vermittelt ihr nicht nur ein Stück Musikkultur, sondern auch die Gefühle, welche in den Stücken Ausdruck finden. Ein wichtiges Mittel, um dem Gesang optimal Ausdruck zu verleihen, sind die unterschiedlichen Chorstimmen deiner Gruppe.

 

Wie sich diese Chorstimmen unterscheiden und woher die Verschiedenheiten stammen, erfährst du im Artikel.

Dieser Artikel basiert auf Interviews mit mehreren Chörsängerinnen, professionellen Musikern, sowie Schülern und Lehrern der Tres Music Academy.

Wie du weißt, gibt es verschiedene Arten von Gesangsgruppen. Die Chorstimmen erlauben die Einteilung in zwei Arten von Chören:

 

1. Gleichstimmiger Chor: Diese Gruppe von Sängern setzt sich aus Individuen mit ähnlichen Chorstimmen zusammen. Zum Beispiel Männerchöre, Frauenchöre, Knabenchöre oder Kinderchöre.

2. Gemischter Chor: Ein gemischter Chor beinhaltet meist die gesamte Vielfalt von Chorstimmen. Männer und Frauen singen in diesen Chören zusammen.

Die Chorstimmen werden grob in Frauen- und Männerstimmen unterschieden. Diese werden weiter in folgende Stimmlagen aufgeteilt:

Männliche Chorstimmen:

Stimmlage Bass

Der Bass gilt als die tiefste männliche Gesangsstimme. Diese Chorstimme lässt deinen Chor dunkler und wärmer wirken, da sich der Bass durch ein großes Volumen auszeichnet. Bass kommt von basso=tief. Mit speziellen Gesangstechniken ist es manchen Bassisten möglich in noch tiefere Tonlagen vorzustoßen. Diese Stimmlage nennt sich "schwarzer Bass" oder "Basso profondo".

Die tiefsten Partien der Chorstimme Bass sind meist schwerer zu singen und können bei deinen Auftritten leichter herausgehört werden. Denn die Randstimmen, also die höchsten Tonlagen des Sopran und die tiefsten Abschnitte des Bass, fallen beim Chorgesang besonders auf. Die höher liegenden Tonumfänge des Bass sind meist keinen großen Schwankungen ausgesetzt und somit eher anfängergeeignet.

  • ungefährer Tonumfang: F bis f’

Stimmlage Tenor

 

Tenor ist die hohe männliche Stimme in einem Chor. Diese Chorstimme erhielt ihren Namen von "tenere: halten", da Tenöre die Hauptstimme und Halter der Melodie waren. Diese Stimmlage lässt ein weiteres tonales Spektrum zu. Dieses erweiterte Spektrum an Tönen erlaubt es dieser Chorstimme eine größere Bandbreite von Gefühlen durch ihren Gesang auszudrücken. Dadurch können Tenöre besser bei Soloabenden auftreten und werden so öfter zu wirklichen Stars, wie etwa die berühmten drei Tenöre (Carreras, Domingo, Pavarotti).

  • ungefährer Tonumfang: c bis a‘

Stimmlage Bariton

 

Die beiden männlichen Hauptstimmlagen, Tenor und Bass, hast du bereits kennengelernt. Zwischen diesen beiden Stimmlagen gibt es allerdings noch eine mittlere, männliche Chorstimme, den Bariton. Da die Stimmlage Bariton von relativ hohen Tönen bis zu tiefen Partien reicht, kannst du Baritöne in vielen bekannten Opern und Musicals sehen. So wird die Partie des Wotan in Wagner´s Rheingold von einem Heldenbariton gesungen. Der Begriff "Bariton" stammt ausnahmsweise nicht vom Lateinischen, sondern kommt aus dem Grieschischen: "Barys": schwer, tief und "tonos": Klang.

 

  • ungefährer Tonumfang: G bis g´

Weibliche Chorstimmen:

 

Stimmlage Alt

 

Die tiefere Frauenstimme bezeichnest du als "Alt". Neben Frauen sind auch Knaben vor dem Stimmbruch in der Lage diese Tonlage zu singen. Diese Stimmlage nennst du "Knabenalt". Manche hohen Männerstimmen können diesen Tonumfang auch nach dem Stimmbruch noch singen. Der Wortursprung ist hier wieder lateinisch "Alt" : Hoch.

Meist sind die Liederpartien für die Chorstimme Alt eher zur Unterstützung der anderen Stimmlagen geschrieben. Deswegen kommt es vielleicht auch in deinem Chor vor, dass die Chorsängerinnen des "Alt" sich gegenüber den anderen Chorstimmen in den Hintergrund gestellt fühlen. Kommt dies auch in deinem Chor vor? Oder kann die Stimmlage "Alt" bei euch genauso strahlen, wie der Sopran? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

  • Ungefährer Tonumfang: g bis e’’

 

Stimmlage Sopran

 

Der Sopran bildet in deinem Chor die höchste Stimmlage. Im 16. Jahrhundert ist diese Chorstimme als „Oberstimme“ entstanden. Aufgrund der hohen Tonlage wird diese Stimmlage von Frauen gesungen. Nur vereinzelt können Jungen vor dem Stimmbruch im "Knabensopran" singen. Sopran kommt von soprano: "darüber liegend" oder "über". Sopranistinnen müssen überaus hohe Töne singen und diese dann auch halten können. Dies verlangt einiges an Übung und Erfahrung. Da Sopranistinnen in hohen Tonregionen singen, fällt es dem Publikum schnell auf, wenn diese Chorstimme nicht 100% fit ist. Daher ist hier angesagt: Stimme schonen und Gesund halten.

  • Ungefährer Tonumfang: c’ bis a’

Stimmlage Mezzosopran

 

Du hast bei den männlichen Chorstimmen zwei Grundstimmlagen und eine dazwischenliegende Stimmlage kennengelernt. Richtigerweise erwartest du dies bei den weiblichen Chorstimmen ebenso. Die mittlere Stimmlage bei weiblichen Chorstimmen nennt sich Mezzosopran. Die dunklere und rauchigere Klangfarbe des Mezzosopran macht dessen besonderen Charme aus. Weil diese Chorstimme zwischen Alt und Sopran liegt, können der Stimmlage verschiedene Akzente gegeben werden. So findest du Mezzosoprane mit einem "Alt-Akzent" oder einem "Sopran-Akzent".  Mezzosopran setzt sich aus "mezzo: halb" und "sopran: darüber liegend" zusammen.

 

  • Ungefährer Tonumfang: a bis f"

 

Falsett Gesang

 

Die oben genannte Einteilung von Stimmlagen gibt dir eine Übersicht von natürlichen Chorstimmen. In der heutigen Pop-Musik triffst du jedoch eine weitere Gesangsstimme häufiger an. Dies ist der Falsett-Gesang. Hiermit wird die Stimmlage bezeichnet, welche über der natürlichen Stimmlage des Sängers liegt. Durch Zusammenpressen der Stellknorpel im Hals können Sänger überaus hohe Töne erreichen.

 

Du wirst bereits festgestellt haben, dass du in der heutigen Pop-Musik kaum ein Stück hörst, bei welchem tiefer männlicher Gesang vorherrscht. Dies ist auf den Falsett Gesang zurückzuführen. Die allermeisten männlichen Pop-Sänger benutzen weibliche Stimmlagen in ihrer Musik. Dies soll eine erhöhte Emotionalität und Euphorie in den Gesang bringen. Allerdings kann die unnatürliche Stimmlage kombiniert mit überdramatischen Texten und Ausdrücken, zu einem gekünstelten Theater verkommen. Das Extrem der gekünstelten Emotionalität und hoher Stimmlagen findest du heute im Auto-Tune. Dieser technische Effekt erlaubt eine überaus hohe Stimmlage. Durch die leere Klangfarbe verliert der Gesang aber jede Emotion und verkommt häufig zu einer gefakten Leidenschaft.

 

Eine erfrischende Ausnahme von dem Falsett-Gesang der Pop Musik findest du bei den Stücken des gefühlvollen Rag´n´Bone Man. Dieser zeigt, dass auch tiefere männliche Stimmlagen einen Platz in der Pop-Musik haben und durchaus auf breiten Anklang stoßen.

Warum gibt es verschiedene Chorstimmen?

Deine Gesangsstimme entsteht in der Kehle bei den Stimmlippen. Der Ton entsteht beim Ausatmen durch das Schwingen der Stimmlippen. Bei tiefen Gesangsstimmen schwingen die Stimmlippen in voller Länge und Breite. Solltest du relativ lange und schmale Stimmlippen haben, dann ist es für dich einfacher in dieser Stimmlage zu singen.

 

Bei höheren Stimmen sind die Stimmlippen in die Länge gezogen, sie sind angespannter und schwingen schneller, die Ausschlänge sind geringer. Solltest du kurze und breite Stimmlippen haben, dann ist es für dich einfacher in diesen Stimmlage zu singen.

Chorstimme ermitteln

Du hast nun viele Einzelheiten zu den Chorstimmen kennengelernt. Doch wie bestimmst du deine Stimmlage?

 

Der sicherste Weg zur Ermittlung deiner Stimmlage führt über die Profis. Dein Chorleiter oder Gesangslehrer ist hier der richtige Ansprechpartner. Zuerst bestimmst du so deine Stimmen-Range, also was die tiefsten und höchsten Töne sind, die du singen kannst. Mit Übungen und Training kannst du diese Stimmen-Range erweitern und mehr Töne als zu Beginn singen.

 

Du trainierst deine Chorstimme zu Beginn mit Übungen, wie das Singen der Tonleiter nach DO-RE-MI. Später kannst du dann zu schweren Übungen, wie das Singen von Intervallen und das Halten von hohen Tönen, übergehen. Einige grundlegende Stimmübungen findest du hier: 12 Stimmübungen für Grundlagentechnik, Atemkontrolle und Klangfarbe.

 

Weiterhin solltest du herausfinden, wo sich deine Stimme am wohlsten fühlt. Der Fachbegriff dafür lautet Tessitur. Dadurch kannst du erfahren bei welchen Gesangsabschnitten du die meisten Akzente setzen kannst. Denn nur, wenn du dich beim Singen des Stückes selbstbewusst und wohl fühlst, kannst du deinem Gesang den optimalen Ausdruck verleihen. Hier gilt ebenso, dass du bei fortschreitender Übung deine Bandbreite an Tönen erweiterst, bei der sich deine Stimme wohlfühlt.

In welcher Stimmlage singst du? Wie interpretierst du deine Chorstimme in der Gruppe? Lass es uns in den Kommentaren wissen:

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Kommentare: 2
  • #1

    Arian Schubert (Samstag, 22 April 2023 03:43)

    Ich habe eine kleine Verbesserung: "hoch" heißt auf Latein nicht "alt", sondern "altus".

  • #2

    Sakkiko (Freitag, 01 September 2023 09:36)

    Im Prinzip recht gut. Anzumerken wäre eventuell noch, dass in der Praxis fast alle Tenor-Partien von hören Baritonen gesungen werden, und quasi alle Countertenor-Partien von Falsettisten (also... IdR ebenfalls Baritonen...) Eventuell mag dies ursprünglich darauf basieren, dass der Bariton die häufigste Stimmgruppe ist, der Tenor die zweitseltenste und "echte" Countertenöre (bzw. "Altisten") so gut wie nie vorkommen. Heutzutage scheint es allerdings fast schon zum Standard geworden sein, zumindest an klassischen Häusern so zu besetzen - auch ohne einen Mangel an Tenorstimmen.

    Und dann muss man natürlich, besonders bei Chören, etwas beim Alt aufpassen. Da dieser meist den größten Stimmumfang erfordert (wer als Alt sowohl Popmusik als auch Beethoven singen will, braucht es mit weniger als 2,5 Oktaven gar nicht erst probieren) und oft auch das beste Gehör und die meiste Erfahrung, um als Harmonie-, Kontramelodie oder völlig unabhängige Stimme nicht von allen anderen aus dem Konzept gebracht zu werden, besetzen die meisten Chöre den Alt etwas... unkonventionell. So finden sich dort meist eben nicht diejenigen Sängerinnen mit den tiefsten Stimmen, sondern schlicht die besten Sängerinnen und/oder die mit dem größten Tonumfang, unabhängig von ihrem eigentlichen Stimmfach.